Übrigens: Unser Bezirksbeirat Dennis Ulas zum fahrscheinlosen ÖPNV bzw. der Idee des kostenlosen ÖPNV

Dennis Ulas Bezirksbeirat Neckarstadt Ost

Ein fahrscheinloser, vollständig steuerfinanzierter ÖPNV wäre fast schon eine kleine Revolution in Deutschland. Damit müsste niemand mehr zu Hause bleiben, weil sie/er sich keine Fahrkarte leisten kann. Zudem würde es viel mehr Menschen dazu bewegen, ihr Auto stehen zu lassen (oder besser noch: abzugeben) und sich umweltfreundlicher, lärmreduzierter und platzsparender fortzubewegen. Mit dem heute vorhandenen ÖPNV-System ist das aber kaum zu bewältigen. In den Stoßzeiten morgens und nachmittags sind Busse und Bahnen oft überfüllt, es stehen weder genügend Fahrzeuge oder Infrastruktur noch Personal zur Verfügung, die deutlich steigende Anzahl an Fahrgästen zu transportieren. Ein Ausbau des ÖPNV ist also zwingend notwendig. Das geht zwar nicht von heute auf morgen, ist aber mittelfristig machbar und sinnvoll.


„Wer soll das alles bezahlen?“, fragen Kritiker. Zum einen würden Einsparungen entstehen, weil man keine Fahrkartenautomaten bzw. Verkaufsgeräte und -stellen sowie Entwerter mehr benötigt. Die kostenintensive Ahndung von Schwarzfahrern würde entfallen. In Verkehrsbetrieben und -verbünden könnte das Personal, das heute die Einnahmen aus Fahrkartenerlös sowie Geldflüsse zwischen „Geldnehmern“ (Verkehrsbetriebe) und „Geldgebern“ (Gemeinde, Landkreise etc.) regelt, für andere Aufgaben eingesetzt werden. Zusätzliches Geld könnte man von einer höheren Besteuerung der Autoindustrie bekommen, die mit ihren Fahrzeugen für die schlechte Luftqualität und Umweltschäden eine große Mitverantwortung trägt. Zum anderen darf man aber auch nicht verschweigen, dass ein kostenloser und ausgebauter ÖPNV wahrscheinlich nicht ohne Steuererhöhungen geht – diese müssen und können aber sozial gerecht gestaltet werden, so dass die zusätzliche Belastung niemandem weh tun würde bzw. bei unteren Einkommensgruppen gar nicht bemerkbar sind. Und vielleicht sollte man sich in Zeiten der Nullzinsphase auch mal von der Schwarzen Null verabschieden, um den notwenigen Investitionsschub zu leisten …

 

PS: Dennis Ulas ist Angestellter in der ÖPNV-Planung – er weiß wovon er spricht.  😉  🙂

Sozial- und Kurzstreckentarif des VRN längst überfällig

Zum einjährigen Bestehen der neuen Nahverkehrstarife des VRN „eTicket“ und
„ticket2go“ stellen die beiden linken Stadträte Gökay Akbulut und Thomas Trüper
fest: „Schön, dass Menschen mit Smartphone durch den eTarif auf kürzeren
Strecken mit Bus und Bahn gegenüber den herkömmlichen VRN-Tarifen ganz
schön Geld sparen können – aber wo bleibt der Sozialtarif?“ Thomas Trüper
verweist darauf, dass schon seit Jahren die Forderung im Raum steht,
TransferleistungsempfängerInnen endlich einen Sozialtarif anzubieten. Dadurch
gewinnt die RNV neue KundInnen, die bisher auf Nahverkehrsleistungen
weitgehend aus finanziellen Gründen verzichten mussten. Es ist das gleiche
Prinzip wie beim eTarif: Gewinnung neuer KundInnen durch preisgünstigere und
leichter zugängliche Tickets.“ Gökay Akbulut denkt dabei jedoch auch an die
zahlreichen Personen, die sich kein Smartphone leisten können oder wollen:
„Diese Menschen dürfen nicht diskriminiert werden: Das Kurzstreckenticket muss
es auch in Papierform aus dem Automaten geben.“

Mit einer Reihe Anfragen an die Verwaltung möchten die linken Stadträte die
Diskussion über neue und sozialere Tarife auf eine bessere Faktenlage stellen. So
fragen sie nach den Erfahrungen mit einem Jahr eTarif, nach den Kriterien für die
Modernisierung des VRN-Tarifsystems und der Bezahlungsmodalitäten. Dazu
Thomas Trüper: „Wer die Städte von Individualverkehr entlasten, die Umwelt
schonen und allen Menschen preisgünstige Mobilität ermöglichen möchte, muss
über die Zukunft des ÖPNV-Tarif- und Bezahlsystems nachdenken und Bus und
Bahn und zukünftig auch öffentlichen Nahverkehr auf Bestellung preisgünstiger
und einfacher gestalten. Orientierungspunkt ist der fahrscheinlose ÖPNV.“ DIE
LINKE im Gemeinderat fragt in diesem Zusammenhang auch nach den indirekten
Kosten des Nahverkehrs im Justizbereich durch die Strafverfolgung vo9n
„SchwarzfahrerInnen“. „Diese sicher nicht unerheblichen Gelder kann man auch
sinnvoller für Tarifreformen einsetzen“, so Akbulut.