Übrigens…: Unser Bezirksbeirat Steven Kunz zum Beschluss des Trinkertreffs in der Akademiestrasse

Steven Kunz Bezirksbeirat Innenstadt

Nach fast zwei Jahren fruchtloser Verhinderungsdiskussion gelangten auch die Mannheimer CDU und die ML zur besseren Einsicht, dass die alkoholakzeptierende Anlaufstelle, die auch als „Trinkertreff“ bezeichnet wird, an der Akademiestraße entstehen kann. Das ist sehr zu begrüßen, auch wenn diese äußerst notwendige Einrichtung schon seit zwei Jahren an der jetzt vorgesehenen Stelle existieren könnte. Aber nun können wir in der Innenstadt und im Jungbusch endlich positiv nach vorne blicken und hoffen, dass den Betroffenen ab Mai 2020 eine erfolgreich arbeitende Anlaufstelle zur Verfügung steht. Dank gilt allen Akteuren, die durch den permanent aufrecht gehaltenen Drück zum Gelingen des Vorhabens beigetragen haben. Mit solidarischen Grüßen Steven Kunz Bezirksbeirat Innenstadt / Jungbusch DIE LINKE

Thomas Trüper: Noch einmal zur BDS-Kampagne und der Gegenkampagne

Die Verabschiedung einer Resolution des Mannheimer Gemeinderates gegen die BDS-Kampagne (Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen gegen Israel) und meine Zustimmung und Erklärung als Stadtrat der LINKEN im Gemeinderat haben bundesweite Reaktionen ausgelöst, die das ganze Spektrum linker Positionen zum Israel-Palästina-Konflikt abbilden: Harsche Verdammung der Resolution als Schlag gegen das palästinensische Volk bis Kritik daran, dass die Anti-BDS-Resolution nicht einfach kommentar- und damit rückhaltlos unterstützt wurde. Die Position der LINKEN im Mannheimer Gemeinderat möchte ich daher noch einmal – unter Berücksichtigung der ganzen Kompelxität des Konflikts – herleiten und begründen. Es wäre begrüßenswert, wenn zumindest auf örtlicher Ebene, ein konstruktiver Dialog zum Ziel „Frieden in Nah-Ost“ wieder in Gang käme. Die Mannheimer Friedensbewegung hat schon vor Jahren den Diskurs eingestellt, und sich (nach dem Einbruch in Folge des Balkankriegs) weiter dezimiert. Äußerungen erfolgen nur noch von einzelnen Menschen, die sich der Friedensbewegung zurechnen (wie ich persönlich ja auch).

  1. Der Staat Israel ist ein Ergebnis von Fluchtwanderung jüdischer Bevölkerung vor europaweiter antisemitischer Diskriminierung, vor Pogromen (v.a. Zarenreich und auch UdSSR) und schließlich vor dem nationalsozialistischen Menschheitsverbrechen der Shoah.
  2. Der Zionismus wollte ursprünglich eine „Heimstatt“ für Jüd*innen schaffen, in der alle Menschen frei von Diskriminierung und Repression leben können sollten. Diese emanzipatorische Idee scheiterte von Anfang an. Die jüdische Besiedelung war konfliktreich und konfrontativ, der Widerstand der arabischen Bevölkerung massiv.
  3. Tragischer-, aber vielleicht unvermeidlicherweise bildeten die rassistischen Ausgrenzungskriterien des Antisemitismus in Umkehrung auch die Grundlage für die Zugehörigkeitskriterien des neuen Staates Israel, für das Staatsbürgerschaftsrecht derer, die sich nach Palästina retten konnten –  zuletzt von der Netanjahu-Regierung auf die Spitze getrieben durch die Definition des Staates Israel als „Nationalstaat für jüdische Menschen“ im Juli 2018, als Schutz vor demografischer „Überfremdung“.
  4. Der Staat Israel war schon vor seiner Gründung als britisches Mandatsgebiet Bezugspunkt für imperialistische „Neuordnungen“ des Nahen und Mittleren Ostens und blieb es, von der Zerlegung des Osmanischen Reichs bis hin zu den Golfkriegen und aktuell dem Syrienkrieg, nicht nur passiv, sondern auch höchst aktiv und fest dem „Westen“ verbunden. Der Widerstand hiergegen seitens der Anrainer verband sich von Anbeginn auch mit dem Widerstand der Palästinenser gegen den Siedlerstaat.
  5. Der 1977 angestoßene Friedensprozess ist mittlerweile fast völlig zum Erliegen gekommen. Alle israelischen Regierungen seit Ehud Olmert verschärften die Konfrontation mit Militäraktionen (z.B. Libanon, Gaza) und stetiger Fortsetzung der Siedlungspolitik. Eine Zweistaatenlösung erscheint aufgrund der Siedlungspolitik ebenso obsolet wie die Vision eines einheitlichen, demokratischen Staatswesens in Israel/Palästina auf Basis vollkommener Gleichberechtigung aller Bewohner*innen des Staatsgebiets und Herstellung gleicher Lebensbedingungen.

  6. Deutschland hat aufgrund der Shoah eine dreifache Verantwortung in der Region: Das konfliktreiche Ergebnis der massenhaften Fluchtbewegung vor der NS-Vernichtungsstrategie muss historisch anerkannt werden: „Existsenzrecht Israels“. Zweitens ist anzuerkennen, dass die arabische Bevölkerung Palästinas und ihre Nachfahren keinerlei Schuld an der Shoah und ihren Folgen tragen, aber zu tiefst davon betroffen sind. Deutschland muss daher auch für das Lebensrecht und die Würde der Palästinenser in der Region eintreten, also aktiv für die Zwei- oder Einstaatenlösung, auf jeden Fall für Deeskalation und Versöhnung und für die wirtschaftliche Entwicklung aller Gebiete – kurz: für Frieden. Dazu muss die Überwindung des aus der Vertreibungs- und Fluchtsituation entstandenen ethnisch-exklusiven und religiös fundierten vormodernen Staatsverständnisses und Staatsbürgerschaftsrechts Israels unterstützt werden. Gleichzeitig muss die wirtschaftliche Entwicklung und Demokratisierung der Palästinensergebiete unterstützt werden. Beides setzt beidseitigen Verzicht auf kriegerische Maßnahmen und gegenseitige Vertrauensbildung voraus. Dazu gehören das Ende der Siedlungspolitik und v.a. auch die Aufhebung der Gaza-Blockade und damit auch die Befriedung eines riesigen Verzweiflungs- und
  7. Hasspotenzials. Auch hier hat Deutschland eine historische Verantwortung.
  8. Eine linke Position in Deutschland zu diesem Konflikt kann nur heißen, dafür zu sorgen, dass diese besondere deutsche Verantwortung wahrgenommen wird – wenn sie auch noch so utopisch anmutet.
  9. Die traditionelle linke Palästina-Solidarität der 70er Jahre, die den Palästinakonflikt mit den gleichzeitigen Dekolonisierungskriegen in Afrika und den Befreiungskriegen in Südostasien gleichsetzte, negierte wesentliche Aspekte der israelisch-palästinensischen Problemlage. Einige Akteure praktizieren dies auch noch nach 40 Jahren so.

  10. Den arabischen Widerstand gegen den Staat Israel und die daraus resultierenden  politischen Frontstellungen, die sich bis in die Großstädte Mittel- und Westeuropas hineinziehen, als genuin „antisemitisch“ zu bezeichnen, ist eine Verdrehung der Tatsachen und Verharmlosung des europäischen Antisemitismus. Dieser resultierte nicht aus dem Zusammenstoß unterschiedlicher Völker, sondern aus inneren Widersprüchen der Gesellschaften selbst. Er richtet/e sich willkürlich gegen Angehörige der eigenen Gesellschaft und macht/e sich an religiösen, sprachlichen und kulturellen „Merkmalen“ fest, aus denen ein Recht auf Diskriminierung, Verfolgung und Tötung abgeleitet wurde/wird.
  11. Ebenso abwegig sind Versuche des „antideutschen“ Lagers, sich der historisch überkommenen Verantwortung gegenüber Israel und Palästina durch den Kurzschluss zu entledigen, Antifaschismus bedeute heute einfach, jede noch so krude Wendung der Politik der Israelischen nationalreaktionären Regierungen zu akzeptieren.
  12. In der israelischen Gesellschaft selbst gibt es seit jeher Bewegungen, die sich gegen die ethnische Dominanz der jüdischen Bevölkerungsteile und für Ausgleich mit der arabischen Bevölkerung einsetzen, die davon ausgehen, dass es Sicherheit und Frieden für die Menschen in Israel / Palästina nur auf Basis eines Friedensprozesses geben kann. Diese Kräften bedürfen internationaler politischer Unterstützung. Gleiches gilt für nach Ausgleich strebende Kräfte auf palästinensischer Seite.
  1. BDS-Kampagne ist immerhin ein nicht-militärischer Versuch von Teilen der palästinensischen Gesellschaft, internationalen Druck auf Israel auszuüben. Als Boykott richtet sich die Kampagne jedoch nicht nur gezielt gegen die Regierung, sondern gegen den gesamtaen jüdischen Teil der israelischen Gesellschaft auf den Gebieten der Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur und trifft am Ende auch noch „kollateral“ palästinensische Teile der israelischen Gesellschaft. Er greift das ethnizistische Staatsverständnis Israels auf und differenziert nicht nach den Positionen, die die unterschiedlichen Teile dieser Gesellschaft im Israel/Palästina-Konflikt einnehmen. Er trifft auch die Kräfte, die aus Israel heraus versuchen, Brücken der Veständigung und praktischen Versöhnung zu bauen.
  2. BDS-Kampagne in Deutschland weckt eine fatale Boykott-Erinnerung aus der NS-Zeit. Da helfen alle gegenteiligen Beteuerungen nichts. Man muss die Kampagne in Deutschland v.a. auch daran messen, wie sie „rüberkommt“ und welche fatale Anhängerschaft sie hierzulande – sicher ungewollt – ebenfalls mobilisiert. Der Antisemitismus in Zeiten der „rechtspopulistisch“ bis unmittelbar faschistischen Mobilisierung ist ein gravierendes Thema, wenn auch nicht alles tatsächlich antisemisch ist, was von interessierten Kreisen als solches gegeißelt wird. Die israelische Regierung fährt im Ringen um internationale Unterstützung für ihren reaktionären Kurs eine offensichtliche PR-Kampagne, die der ernsthaften Auseinandersetzung mit dem Antisemitismus schadet. So ist die unangemessen aufgeregte Gegenkampagne gegen die BDS-Kampagne, die vor allem bundesweit an den Hochschulen und eben in manchen Kommunen (wie z.B. Mannheim) Wellen schlägt, sicherlich Ergebnis auch dieser Strategie. Vor die Frage gestellt, ob man für oder gegen die BDS-Kampagne ist, kann ich mich als Linker in der BRD nur gegen diese Kampagne stellen.
  3. Die linken Kräfte und die Friedensbewegung in Deutschland haben m.E. eine viel wichtigere Aufgabe: Die Bundesregierung tagtäglich in die Pflicht zu stellen, auch auf europäischer Ebene Druck gegen diejenigen Elemente der gegenwärtigen israelischen Regierungspolitik aufzubauen, die immer neues Benzin ins Feuer schütten, wie z.B. die Fortsetzung der Siedlungspolitik, die Abriegelung des Gazastreifens, die Mauer im Osten und die zunehmende Diskriminierung der Palästinenser*innen in Israel (Staatsbürgerschaftsrecht). Notwendig wäre ein Marschallplan für die palästinensischen Gebiete.
  4. Zur Situation in Mannheim: Die Stadtgesellschaft umfasst einen hohen Anteil an Bewohner*innen unterschiedlichster Herkunft, auch aus solchen Ländern, die starke innere Konflikte haben oder mit anderen Ländern im Konflikt leben. 20% der Mannheimer*innen kommen beispielsweise aus der Türkei einschließlich der kurdischen Provinzen. Die Konflikte in den Herkunftsländern beschäftigen natürlich auch die eingewanderten Menschen. Es gibt auch wieder eine wachsende jüdische Gemeinde mit starker Immigration aus Russland, und es gibt eine große arabische Community. Es ist von grundlegender Bedeutung für eine Stadt wie Mannheim, dass all die Konflikte, die auch hier erlebt werden, nicht hier ausgetragen werden. Als Verständigungsplattform hierfür wurde die Mannheimer Erklärung von allen relevanten Kräften unterschrieben und wird auch gelebt.
  5. Mannheim pflegt eine sehr lebendige Städtepartnerschaft mit Haifa. Das Narrativ dieser Stadt hebt ein für israelische Verhältnisse sehr positives Zusammenleben verschiedener Ethnien und Religionen hervor. Ich unterstütze diese Städtepartnerschaft aktiv. Gleichzeitig und in Absprache mit Haifa unterhält Mannheim eine ausbaufähige Verwaltungskooperation mit Hebron. Hier wird u.a. die Errichtung einer modernen Abwasserentsorgung in praktischem Austausch unterstützt. Es sind solche Projekte, in denen nach meiner Überzeugung die Kristallisationspunkte einer Friedensentwicklung liegen, wenn es denn eine solche überhaupt noch geben kann, wofür der Kampf niemals aufgegeben werden darf.

Thomas Trüper, Stadtrat DIE LINKE Mannheim

Übrigens: BBR Schwetzingerstadt Andreas Ullrich zur Kriminalitätsstatistik und zum Thema Fahrradweg

Der Bezirksbeirat Schwetzingerstadt und somit auch unser BBR Andreas Ullrich wurde über die Kriminalitätsstatistik des Stadtteils informiert.

Die Kriminalitätsstatisk in BaWü 2017 ging um 4% zurück, in Mannheim um 1,2%, für die Schwetzingerstadt/ Oststadt somit ein Rückgang von 0,4%, also fast gleichstand zum Jahr davor. Die Straßenkriminaltät erfuhr eine leichte Zunahme 2,4% , dies ist auf die „Fahrradkorb-Taschendiebstähle“ und Fahrraddiebstähle zurückzuführen und auf die zunehmenden Autoaufbrüche. Spitzenreiter der Kriminaltätsstatistik in der Schwetzingerstadt ist die Rauschgiftkriminalität, sie hat um 44,2% zugenommen, wobei dies diversen Großveranstaltungen auf dem Maimarktgelände geschuldet ist und den damit im Anschluss verbunden Polizeikontrollen. Zu 81 Fällen, meist Streitereien an öffentlichen Plätzen und Lokalen musste die Polizei in der Schwetzingerstadt/ Oststadt anrücken, doch insgesamt ging die Gewaltkriminaltät um 14,7% zurück. 33 Wohnungseinbrüchediebstähle (Schwetzingerstadt) fanden in 2017 statt, dies ist ein Rückgang um insgesamt 8,3%, hier konnte die umfassende Präventionsarbeit der Polizei fassen.

Auch interessant und passend zum Thema die Mannheimer Sicherheitsbefragung
http://buergerinfo.mannheim.de/buergerinfo/vo0050.asp?__kvonr=216975


Thema Fahrradweg

Anfrage unseres BBR :
„Fahrradstreifen in der Seckenheimer Straße – Absperrung eines Baumes/Fahrradweg endet“
Antwort vom zuständigen Fachbereich:
Zielsetzung ist es, den alten Baum zu erhalten. Aus diesem Grund wurde in Abstimmung mit FB 67, FB 61 und FB 31 die Lösung erarbeitet, dass der Radweg vor dem Baum endet und die Baumscheibe in die Fahrbahn erweitert wird.

Und so sieht das dann im realen Leben aus, wenn die Baumscheibe in die Fahrbahn erweitert wird … Kreative Lösungen der Verwaltung 😉 Baum erhalten!

Übrigens: Unser Bezirksbeirat Dennis Ulas zum fahrscheinlosen ÖPNV bzw. der Idee des kostenlosen ÖPNV

Dennis Ulas Bezirksbeirat Neckarstadt Ost

Ein fahrscheinloser, vollständig steuerfinanzierter ÖPNV wäre fast schon eine kleine Revolution in Deutschland. Damit müsste niemand mehr zu Hause bleiben, weil sie/er sich keine Fahrkarte leisten kann. Zudem würde es viel mehr Menschen dazu bewegen, ihr Auto stehen zu lassen (oder besser noch: abzugeben) und sich umweltfreundlicher, lärmreduzierter und platzsparender fortzubewegen. Mit dem heute vorhandenen ÖPNV-System ist das aber kaum zu bewältigen. In den Stoßzeiten morgens und nachmittags sind Busse und Bahnen oft überfüllt, es stehen weder genügend Fahrzeuge oder Infrastruktur noch Personal zur Verfügung, die deutlich steigende Anzahl an Fahrgästen zu transportieren. Ein Ausbau des ÖPNV ist also zwingend notwendig. Das geht zwar nicht von heute auf morgen, ist aber mittelfristig machbar und sinnvoll.


„Wer soll das alles bezahlen?“, fragen Kritiker. Zum einen würden Einsparungen entstehen, weil man keine Fahrkartenautomaten bzw. Verkaufsgeräte und -stellen sowie Entwerter mehr benötigt. Die kostenintensive Ahndung von Schwarzfahrern würde entfallen. In Verkehrsbetrieben und -verbünden könnte das Personal, das heute die Einnahmen aus Fahrkartenerlös sowie Geldflüsse zwischen „Geldnehmern“ (Verkehrsbetriebe) und „Geldgebern“ (Gemeinde, Landkreise etc.) regelt, für andere Aufgaben eingesetzt werden. Zusätzliches Geld könnte man von einer höheren Besteuerung der Autoindustrie bekommen, die mit ihren Fahrzeugen für die schlechte Luftqualität und Umweltschäden eine große Mitverantwortung trägt. Zum anderen darf man aber auch nicht verschweigen, dass ein kostenloser und ausgebauter ÖPNV wahrscheinlich nicht ohne Steuererhöhungen geht – diese müssen und können aber sozial gerecht gestaltet werden, so dass die zusätzliche Belastung niemandem weh tun würde bzw. bei unteren Einkommensgruppen gar nicht bemerkbar sind. Und vielleicht sollte man sich in Zeiten der Nullzinsphase auch mal von der Schwarzen Null verabschieden, um den notwenigen Investitionsschub zu leisten …

 

PS: Dennis Ulas ist Angestellter in der ÖPNV-Planung – er weiß wovon er spricht.  😉  🙂

Übrigens … Eine Anmerkung zum geplanten Abschmelzen des Solidaritätszuschlags

Den Verzicht auf einen höheren Spitzensteuersatz rechtfertigte Martin Schulz (SPD) damit, dass fast 90 Prozent der Bevölkerung künftig keinen Soli-Zuschlag mehr bezahlen müssten. „Das bedeutet eine deutliche Entlastung für die große Mehrheit.“
Das ganze umfasst ein Volumen der Entlastung von ca. 10 Milliarden Euro.

Ein stolzes Sümmchen? Wirklich? Und wenn ja, für wen? Schließlich wird ja auch vollmundig damit geworben, dass dadurch speziell Familien finanziell entlastet würden. Und hey, 90% müssten demnach ja keinen Soli mehr zahlen

Schauen wir mal genauer hin:

Nehmen wir mal eine Familie mit einem Kind, gesetzlich und pflichtversichert, 9% Kirchensteuer, Alleinverdiener mit der Lohnsteuerklasse III und einem monatlichen Brutto-Einkommen von 3.646,74€.
Wie hoch ist wohl der derzeit zu entrichtende Soli-Beitrag?

Sage und Schreibe 0,-€! In Worten, Null Euro!

Bei einem monatlichen Brutto-Einkommen von 3.750,- € sind ganze 4,20 € fällig. Nun ja, das ist jetzt auch nicht wirklich eine spürbare Entlastung.

Bei einem Monats-Brutto-Verdienst von 5.000,- € zahlt man 25,63 € Soli.

Laut Statistischem Bundesamt lag der der durchnittliche Monatsverdienst von Vollzeitbeschäftigten (2014) bei 3.441,-€, wobei lediglich rund ein Drittel der Vollzeitbeschäftigten mehr verdienten und demnach zwei Drittel weniger. Wie man sehen kann, sind verheiratete Alleinverdiener mit Durchschnittseinkommen schon jetzt vom Soli befreit.

Fazit:
Letztendlich liegt der „Erfolg“ der SPD darin, dass nun Familien mit einem Brutto-Monatsverdienst oberhalb des Durchschnitts vom Soli befreit und damit finanziell entlastet werden.

Jene Familien mit Durchnittsverdienst und darunter gehen leer aus. Nun sollte die SPD aber auch erklären, was daran bitteschön sozial ist und wo sich dieser „Erfolg“ versteckt, für den man auf eine Erhöhung des Spitzensteuersatzes verzichtet hat. Mit solchen Nebelkerzen braucht es niemanden mehr in der SPD zu wundern, dass sie nur noch auf ca. 20% kommen. Denn, erstens sind die Menschen nicht doof und zweitens reicht ein „Sozial“ im Namen nicht mehr aus.

Ach ja, das gilt natürlich auch für die CDU/CSU. Nur, dass man ja inzwischen schon erwartet, dass sie nur für die gut Situierten da sind und ihnen alle anderen genauso wenig wert sind wie das „Christlich“ und „Sozial“ in ihren Parteinamen.

Die Umverteilung von unten nach oben, soviel kann man festhalten, geht also unvermindert weiter.

Unten könnt ihr euren Soli selbst berechnen lassen.

Quellen:

Statistisches Bundesamt: „Verdienste auf einen Blick“ (Link: https://www.destatis.de/…/BroschuereVerdiensteBlick01600131…)

Berechnung des Solidaritätszuschlags: www.solidaritätszuschlag.info